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Der Rhein vom 13. bis zum 18. Jahrhundert: Bevölkerungsdichte und verletzliche Flussufer

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Eigenschaften

Autor und Institut Odile Kammerer, CRESAT
Historische Zeiträume Hoch- und Spätmittelalter - Frühe Neuzeit
Themen Naturrisiken
CartographeJean-Philippe Droux, ARCHMIEDE, CNRS
SkalaOberrhein/Fossé rhénan
Entstehungsdatum2007
Datum der letzten Änderung2007
QuelleCarte originale
Diese Karte zitierenOdile Kammerer, « Der Rhein vom 13. bis zum 18. Jahrhundert: Bevölkerungsdichte und verletzliche Flussufer », in Atlas historique d'Alsace, www.atlas.historique.alsace.uha.fr, Université de Haute Alsace, 2007

Erläuterungen zur Karte

Der Rhein vom 13. bis zum 18. Jahrhundert: Bevölkerungsdichte und verletzliche Flussufer

Zur Zeit des mittelalterlichen Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation stellte der Rhein die zentrale Entwicklungsachse der oberrheinischen Landschaften dar. Später wandelte er sich dann zu einer Linie, die den Übergang zwischen dem Reich und Frankreich markierte (in der Frühen Neuzeit gliederte Ludwig der XVI. bekanntlich das Elsass seinem Königreich an). Der Vertrag von Münster etablierte 1648 den Talweg des Rheins als Scheidelinie zwischen den beiden Territorialhoheiten. Allerdings errichtete er weder eine Schranke noch eine im Gelände klar auszumachende Grenze. Bis zum Moment der Kanalisation des Flusses (die im 19. Jahrhundert von dem badischen Ingenieur Johann Gottfried Tulla geplant und teilweise auch von ihm selbst durchgeführt wurde, die erste Lithographie datiert von 1840), zeichnete sich der Rhein zwischen Basel und Straßburg vielmehr durch eine charakteristische Morphologie aus: Bestimmend waren erhebliche Irregularitäten in der Fließgeschwindigkeit und Verästelungen der Flussarme über mehrere Kilometer in der Breite hinweg. Den Fluss zu überqueren, war jedoch ein Leichtes: Seit der Römerzeit gab es Brücken, vor allem aber benutzte man Fähren und Furten oder lief – noch einfacher – über die im Winter zugefrorene Wasseroberfläche oder durch ausgetrocknete Flussarme von Insel zu Insel, ohne sich die Füße nass zu machen. Natürlich hat es immer plötzliche und mitunter verheerende Überschwemmungen gegeben. Dennoch haben die ansässigen Bevölkerungen die Ressourcen des Flusses und seiner fruchtbaren Ufer zu jeder Zeit genutzt. 

Den Zustand des Rheins vor seiner Kanalisation kartographisch wiederzugeben, erweist sich als schwierig, denn der Verlauf des Hauptstroms und seiner Ufer variierten ständig, wodurch ständig Inseln und Fahrrinnen entstanden und wieder verschwanden. Der Rhein kannte jedes Jahr andere Abzweigungen für die Flussschifffahrt, andere Gerinne zum Betreiben der Mühlen und andere Weideflächen für das Vieh. Der Historiker von Heute macht es deshalb wie die Kartenzeichner, Ingenieure und Geographen sowie Festungsbaumeister früherer Zeiten und bildet kartographisch den Einfluss des Rheins auf der gesamten Breite des Grabens zwischen Vogesen und Schwarzwald ab. Zugrunde gelegt wurde hier die Darstellung des Hauptbettes des Flusses von César François Cassini de Tury (1775).

Ziel der vorliegenden Karte ist es, den Zusammenhang zwischen der Bevölkerungsdichte eines gefährlichen Raumes und seiner dadurch bedingten Verletzlichkeit aufzuzeigen. Wiedergegeben wurden deshalb alle Örtlichkeiten (Dörfer und Städte), die in einer direkten Beziehung zum Rhein standen (meistens aufgrund von Überschwemmungen). Quellengrundlage der Karte sind mittelalterliche Chroniken, einzelne Zeugnisse zu den Nutzungen des Flusses, Urkundenbücher der Grundherren mit Besitzungen entlang des Rheins sowie Städtebücher (Oberrhein, Niederrhein, Badisches Städtebuch). Bereits im Laufe der Frühen Neuzeit wurde die Zahl der Quellenbefunde immer größer, mit der pedantischen Verwaltungspraxis der Intendanten dann uferten sie schier aus. Dorfgemeinschaften führten nun immer häufiger Prozesse um die Nutzung des Wasser, um die Anlage von Kanälen für ihre Mühlen und von Weiden für das Vieh oder um das Recht der Fischerei (Archives départementales du Haut-Rhin und Archives départementales du Bas-Rhin, Serie CC, Rapports et mémoires d’intendants).

Literatur:

  • KAMMERER (Odile), Der Rhein im Mittelalter und in der frühen Neuzeit: Nutzen und Gefahr, in: Das Markgräflerland. Kriege, Krisen und Katastrophen am Oberrhein vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit. Öffentliche Tagung des Historischen Seminars/Abteilung Landesgeschichte an der Universität Freiburg. Neuenburg am Rhein, 13.-14. Oktober 2006, Bd. 2, 2007, S. 110-130.

Übersetzung: Falk Bretschneider

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