Historischer Atlas des Elsass, die Geschichte des Elsass in Karten
Eigenschaften
Autor und Institut | Isabelle Bernier | |
Historische Zeiträume | Frühe Neuzeit | |
Themen | Handwerk und Industrie - Wirtschaftsaustausch | |
Cartographe | Jean-Philippe Droux, ARCHMIEDE, CNRS | |
Skala | Suprarégionale | |
Entstehungsdatum | 2008 | |
Datum der letzten Änderung | 2008 | |
Quelle | Carte originale | |
Diese Karte zitieren | Isabelle Bernier, « Die Handelsnetze der Kattundruckereien von Mülhausen (1762-1790) », in Atlas historique d'Alsace, www.atlas.historique.alsace.uha.fr, Université de Haute Alsace, 2008 |
Erläuterungen zur Karte
Einige der (nicht sehr zahlreich überlieferten) Inventare frühneuzeitlicher Unternehmen erlauben einen Zugang zu den damaligen Handelsnetzen und ermöglichen es somit, die Ausdehnung des Mülhausener Marktes für bedrucktes Kattun abzubilden. Konkret heißt das, dass die Mülhausener Manufakturen ihre Produktion in den nachfolgend ausgeführten Städten in den Handel brachten:
Mülhausen, Straßburg, Markirch/Sainte-Marie-aux-Mines, Schlettstadt/Sélestat, Belfort, Romberg, Toul, Ligny-en-Barrois, Paris, Basel, Porrentruy, Lyon.
Festzuhalten ist, dass das Handelsnetz der Fabrik Zetter, Schwarz et Cie sich vor allem in den Nordwesten des Königreichs hinein erstreckte, und zwar mit einem Scherpunkt auf Lothringen, dessen Handelshäuser bis zum Ende des Handelsverbots für Indiennes (1759) in einem erheblichen Maße als Verbindungsstationen nach Frankreich gedient hatten.
Mülhausen, Colmar, Straßburg, Belfort, Montbéliard, Nancy, Metz, Paris, Lyon, Marseille, Genf, Vevey, Basel, Bern, Zürich, Aarau, Landau, Köln, Hamburg, Augsburg, Amsterdam, Rotterdam, Madrid, Triest …
Mit der Manufaktur Tobias Hartmann vollzog sich zwischen 1762 und 1771 eine erhebliche Ausweitung des Marktes für bedrucktes Kattun nicht nur nach Frankreich, sondern auch nach Deutschland und in die Schweiz. Die Präsenz mehrerer europäischer Seehäfen weist auf die direkte Verbindung zwischen Kattundruck und internationalem Handel hin. Wie beim vorangegangenen Inventar treffen wir auch hier auf die zentralen regionalen und nationalen Handelsstädte (Straßburg, Basel, Lyon, Paris).
Mülhausen, Sennheim, Colmar, Straßburg (drei Handelshäuser), Besançon, Versailles (fünf Handelshäuser), Paris (sechs Handelshäuser), Bar-le-Duc (fünf Handelshäuser), Nancy, Epinal, Saint-Dizier, Montbéliard, Chalon-sur-Saône, Lille, Amiens, Cambrai, Reims, Dijon (drei Handelshäuser), Lyon, Marseille, Toulon, Genf, Basel, Frankfurt, Brüssel …
Auffällig ist, dass sich die Firma Friederich Cornetz größtenteils auf ein französisches Handelsnetz stützte. Die lothringischen Handelshäuser von Bar-le-Duc und Nancy sind auch 1789 noch vorhanden; vierzig Jahre vorher hatten sie der Manufaktur Köchlin, Schmalzer et Cie (einer Vorreiterin in diesem Bereich) als Mittlerstelle für die Einfuhr ihrer – zur damaligen Zeit vom Handel ausgeschlossenen – Indiennes ins Königreich gedient. Die großen Messestädte Frankfurt, Straßburg, Genf, Basel, Lyon und Lille verfügten selbstredend auch über Stoffhändler; das gleiche gilt für die auf das Mittelmeer ausgerichteten Häfen von Marseille und Toulon. Paris und Versailles hingegen stellten als Hauptstadt bzw. als Residenz des Hofes neuralgische Zentren für die Verbreitung eines Produktes dar, das sich erheblicher Beliebtheit erfreute und mehr und mehr alle sozialen Schichten erreichte.
Mülhausen, Straßburg, Basel, Neuchâtel, Herisau, Glaris, St. Gallen, Bar-le-Duc, Troyes, Dijon, Chalon-sur-Saône, Paris, Versailles, Lyon, Grenoble, Valencia, Marseille, Toulon, Montpellier, Toulouse, Bordeaux, Brüssel, Lüttich, Ostende, Amsterdam, Manchester, Frankfurt, Leipzig, Berlin, Magdeburg, Königsberg, Hamburg, Dortmund, Düsseldorf, Aachen, Warschau, Riga, Mailand …
Die Handelsgesellschaft Dollfus Frères et Cie zeichnete sich durch eine vor allem auf Frankreich und Deutschland konzentrierte kommerzielle Präsenz aus. Ohne Weiteres pflegte sie aber auch Handelsbeziehungen nach Nordeuropa (England, Holland …), über den Hafen von Riga gelang es ihr sogar, nach Russland vorzudringen. Sie knüpfte Verbindungen in die Hafenstädte des Mittelmeeres, des Atlantiks, der Nord- sowie der Ostsee. Mithin lässt sie sich als ein europäisches Unternehmen bezeichnen.
Von der Manufaktur Zetter, Schwarz et Cie im Jahr 1762 bis zur Firma Dollfus Frères et Cie im Jahr 1790 weitete sich der Mülhausener Markt für Indiennes erheblich aus. Zunächst besaß er eine regionale bzw. französische Bedeutung, breitete sich aber rasch auf andere Länder Europas aus. Die Industrie des Kattundrucks hat der Stadtrepublik also die Tore zum internationalen Handel geöffnet. Allerdings blieb Frankreich bis in die 1790er-Jahre hinein der Haupthandelspartner der städtischen Manufakturen. Hervorzuheben ist die Bedeutung der Seehäfen und gegen Ende des Jahrhunderts die Öffnung des Marktes nach Nord- und Osteuropa.
Übersetzung: Falk Bretschneider
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