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Die Entwicklung des bebauten dörflichen Raums: das Beispiel eines Dorfes im Kochersberg, Kuttolsheim im 17. und 18. Jahrhundert

Eigenschaften

Autor und Institut Jean-Michel Boehler
Historische Zeiträume Frühe Neuzeit
Themen Besiedlung - Städte - Demographie und Gesellschaft - Territorien
Cartographe J. Gnaedig, AHA
SkalaLocale
Entstehungsdatum2010
Datum der letzten Änderung2010
QuelleCarte originale
Diese Karte zitierenJean-Michel Boehler, « Die Entwicklung des bebauten dörflichen Raums: das Beispiel eines Dorfes im Kochersberg, Kuttolsheim im 17. und 18. Jahrhundert », in Atlas historique d'Alsace, www.atlas.historique.alsace.uha.fr, Université de Haute Alsace, 2010

Erläuterungen zur Karte

Die Entwicklung des bebauten dörflichen Raums: das Beispiel eines Dorfes im Kochersberg, Kuttolsheim im 17. und 18. Jahrhundert

Der erste Eindruck, der beim Anblick dieser aufeinanderfolgenden Pläne (1687, 1724, 1791) entsteht, ist der einer Verdichtung des bebauten Raumes, die einher ging mit einer Zunahme der Bevölkerungsdichte – unfehlbares Zeichen für eine Überbevölkerung, die sich dem Sättigungszustand nähert. Im vorliegenden Fall haben wir das Glück gehabt, über einen Parzellenplan aus der Zeit der Revolution (1791/92) sowie über zwei aufeinanderfolgende Urbare (1687, 1724) verfügen zu können, die unter der Bezeichnung „Dorfetter“ nicht nur die Feldgemarkungen wiedergeben, sondern auch das den jeweiligen Gebäuden bzw. Gärten zugeordnete umfriedete Gelände. Diese Quellen verorten jedes Grundeigentum einschließlich seiner angrenzenden Grundstücke im Netz des dörflichen Raums. Man kann den Vergleich auch noch über diesen Zeitpunkt hinaus fortsetzen, indem man die Daten der Katasterpläne von 1826/27 einbezieht, mit denen die Grundherren in ihrer Tätigkeit von den Präfekten abgelöst wurden. Vervollständigt werden konnten die so zusammengetragenen Befunde durch den Rückgriff auf die Verwaltungs- und Notariatsüberlieferung (Testamente, Nachlassverzeichnisse). Zudem stützen sie sich auf eine gründliche Kenntnis der lokalen Situation, da die Archivarbeiten durch Feldstudien vor Ort ergänzt wurden. 

Die Jahreszahlen der Pläne folgen keinesfalls dem Zufall, sondern sind von der vorhandenen Quellenüberlieferung diktiert. Bestimmt werden sie demnach von den verschiedenen, im Gefolge der Wiederaufbauarbeiten nach den diversen Kriegen des 17. Jahrhunderts (1687 und 1724) unternommen Grundsanierungen und Bestandsaufnahmen bzw. später von der Einführung eines neuartigen politischen Systems, das auf Information und Kontrolle bedacht war.

Nacheinander lassen sich drei Phänomene beobachten:

  • Zunächst führte das demographische Wachstum dazu, dass die durch die Kriege entstanden Leerstellen wieder aufgefüllt wurden. Innerhalb des geschlossenen Siedlungsraums wurden einzelne, in den Umfriedungen gelegene Gärten aufgegeben und gleichzeitig wüste Hausstellen, die 1687 noch häufig anzutreffen gewesen waren, wieder besetzt.
  • An den Rändern des Siedlungsraums reduzierten in der Folgezeit Neubauten den verfügbaren Gemeindeplatz immer stärker, wodurch die alten Begrenzungen des Etters im 17. Jahrhundert, also zu Zeiten hohen demographischen Drucks, über die Scheidelinie des „Dorfgrabens“ hinaus verschoben wurden. Diese Entwicklung setzte sich auch im folgenden Jahrhundert fort.
  • Der durch Bau- oder Erweiterungsanträge angezeigte Ausbau der vorhandenen Häuser schließlich konnte zum Anbau einer Scheune oder eines Stalls führen, aber auch zur Errichtung eines zweiten Hauses, das in der Regel kleiner war und entweder Eltern, die sich aus der Landwirtschaft zurückgezogen hatten, oder Verwandte aus Seitenlinien, die auf dem Hof verblieben waren, beherbergte. Häufig befand es sich auf der entgegengesetzten Seite eines Hofes, der damit die Funktion eines Kommunikationsraums erfüllte.

Über alle Epochen hinweg stößt die Untersuchung jedoch rasch an jene Grenzen, die von den zahlreichen, durch Erbfolgen ausgelösten Neugestaltungen (Teilungen oder Flurbereinigungen) gezogen werden, die mitunter kaum zu erkennen sind und in einigen Fällen auch in den offiziellen Erklärungen nicht auftauchen. Diese Schwierigkeiten sollte den Historiker jedoch nicht davon abhalten, sich dort, wo es möglich ist, immer wieder um eine Aufklärung der Situation zu bemühen.

Quellen:

  • BOEHLER (Jean-Michel), Démographie et vie rurale en Basse-Alsace: l’exemple du Kochersberg (1648-1836) , masch.schriftl. Diss., Université des Sciences humaines, Straßburg, 1973, Bd. III , Dok. XVI-XIX.
  • BOEHLER (Jean-Michel), Une société rurale en milieu rhénan: la paysannerie de la plaine d’Alsace (1648-1789) , Straßburg, 1994, Bd. I, S. 383-385.

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