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Der Anteil des bestellbaren Landes nach den Plänen der Intendance (1760-1762)

Approche des paysages de la plaine d’Alsace : la part des terres labourables d’après les plans de l’Intendance (1760-1762) Vergrößern

Eigenschaften

Autor und Institut Jean-Michel Boehler
Historische Zeiträume Frühe Neuzeit
Themen Landwirtschaft und Landleben
CartographeJean-Philippe Droux, ARCHMIEDE, CNRS
SkalaAlsace
Entstehungsdatum1995
Datum der letzten Änderung2008
QuelleCarte originale
Diese Karte zitierenJean-Michel Boehler, « Der Anteil des bestellbaren Landes nach den Plänen der Intendance (1760-1762) », in Atlas historique d'Alsace, www.atlas.historique.alsace.uha.fr, Université de Haute Alsace, 2008

Erläuterungen zur Karte

Annäherung an die Landschaften der Elsässischen Ebene: der Anteil des bestellbaren Landes nach den Plänen der Intendance (1760-1762)

Die Entwicklung von Landschaften über die Jahrhunderte hinweg vergleichend abzubilden, ist meistens entweder unmöglich oder grenzt an eine Herkulesaufgabe. Gelingen kann der Versuch hingegen, wenn er sich anhand des überlieferten Archivmaterials auf bestimmte Zeitpunkte konzentriert und statisch vorgeht. Zu Beginn der 1760er-Jahre unternahmen so die Behörden der elsässischen Intendance Anstrengungen, die einerseits fiskalischen Zwecken dienen, andererseits aber auch den Nahrungsspielraum der Bevölkerung sichern sollten. Dabei entstanden sind etwa eintausend Landwirtschaftspläne im großen Format (Maßstab 1 : 5200). Fügt man sie zusammen, dann ergibt sich daraus ein Puzzle, das es möglich macht, in großen Einheiten (Ackerflächen, Weinbauflächen, Wiesen, Weiden, Wälder)die Nutzung der Landwirtschaftsflächen zu rekonstruieren (und zwar für einen Zeitpunkt, an dem aufgrund des demographischen Aufschwungs neue kultivierbare Bodenflächen notwendig wurden). Ungefähr 80 Pläne sind nicht erhalten geblieben (das entspricht weniger als 10% der Gesamtanzahl); sie betrafen hauptsächlich die Bergkette der Vogesen und das Krumme Elsass (Alsace Bossue). Sieht man davon ab, dann verfügen wir jedoch entlang der einzelnen Wirtschaftseinheiten über präzise Auskünfte zur jeweils vorherrschenden Verwendung der Landwirtschaftsflächen in der Elsässischen Ebene. Die Pläne und die ihnen beigefügten quantitativen Aufstellungen haben dabei den Vorteil, dass sie die Gesamtheit des Zuständigkeitsbereiches der elsässischen Intendance abdecken. Darüber hinaus zeichnen sie sich durch eine Sorgfalt aus, die ungleich größer ist als die der topographischen Landaufnahmen, die zu unterschiedlichen und schwer miteinander vergleichbarer Zeitpunkten auf die Initiative von diversen Privateigentümern – meistens Grundherren oder kirchliche Institutionen – angelegt und dem einen oder anderen Urbar beigefügt wurden. Es sind also einzigartige Dokumente, gewissermaßen Momentaufnahmen der von menschlicher Hand gestalteten Landschaft, die ein Äquivalent erst mit dem Aufkommen der Kataster finden sollten. 

Der Moment war gut gewählt. Das Aufgeben von Grundbesitz im Ergebnis von Krieg und relativ geringer Bevölkerungsdichte hatte bislang für ein gewisses Gleichgewicht sorgen können; mit den Jahren 1720-1740 einsetzend gingen nun jedoch die Reserven erschließungsfähiger Bodenflächen zurück. Ab diesem Zeitpunkt vergrößerte sich die landwirtschaftliche „Nutzfläche“ bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nur noch geringfügig. Diese Entwicklung zeigte allerdings Schwankungen (zwischen weniger als 10% und mehr als 80%), je nach dem, welchem der sich durch eine gewisse Homogenität in der Bodennutzung auszeichnenden „Länder“ in der Elsässischen Ebene man sich zuwendet. 

Das verlässlichste Anzeichen für diese Diversität bildet die Ausweitung der Ackerflächen. Im Kochersberg, im Hügelland um Brumath, im Hanauer Land, auf der Ebene von Erstein und im östlichen Sundgau machten diese jeweils zwischen 60% und 90% der landwirtschaftlichen Nutzflächen aus. Sie ließen also wenig Raum für Wiesen (die in die Täler zurückgedrängt wurden), für Weiden (die eigentlich für das Funktionieren eines auf Weidezucht beruhenden Landwirtschaftssystems unverzichtbar waren) und sogar für Feldhaine und Brachflächen (die immer mehr abnahmen). In Regionen, in denen der Getreideanbau vorherrschend war, sah man in solche Flächen nur verlorenes Land. Allerdings lässt sich die Karte auch entgegengesetzt lesen. Regionen, in denen im Vergleich dazu Ackerflächen nur wenig Platz eingeräumt wurde (weniger als 50%), waren deutlich anders beschaffen: Dabei handelte es sich um von Wald umgebene Gebiete („Harts“) oder sumpfige Zonen („Rieds“), in denen sich das Roden bzw. die Entwässerung im Hinblick auf die zu erwartenden Erträge als zu kostspielig erwies. Der Fall war dies im westlichen Sundgau, das mit seinen weniger zur Landwirtschaft geeigneten Böden den Übergang zum Jura darstellte. Die Feldgemarkungen am westlichen Rand der Ebene hingegen läuteten den Übergang zu den Landschaften der Vogesen ein. Schließlich galt dasselbe auch für den vom Weinanbau geprägten Piemont, wo man nicht selten bereits ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzflächen zur Kultivierung von Reben verwandte, obwohl die Hinwendung der Region zum Weinbau noch nicht sehr ausgeprägt war.

Allerdings stellt sich die Frage, ob eine Wahl zwischen Ackerbau-, Weidezucht- und waldwirtschaftlich genutzten Räumen überhaupt möglich war. Im Kochersberg etwa musste man mit einem Mangel an Gras und an Holz zurechtkommen, während in „Rieds“ und „Harts“ immer die Gefahr bestand, nicht über genügend gute kultivierbare Flächen zu verfügen (Holz und Futtermittel hingegen waren hier ausreichend vorhanden). Die Karte verdeutlicht also zweierlei: einerseits das Fortdauern traditioneller Gleichgewichtsverhältnisse und andererseits die Fragilität eben dieser Gleichgewichte in einer Ökonomie, die zugleich die Bedürfnisse von Mensch und Vieh befriedigen musste. Zusätzlich bedroht wurden diese Gleichgewichte noch von Futtermitteln auf der Basis von Getreide und Gemüse. Dese eroberten sich mehr und mehr einen landwirtschaftlichen Raum, der nicht mehr für sich beanspruchen konnte, allein nur die Nahrungsmittelbedürfnisse des Menschen zu decken.

Quelle:

  • Archives départementales du Bas-Rhin, C 556-570
  • Archives départementales du Haut-Rhin, C 1156-1178

Literatur:

  • HIMLY (François Jacques)," L’aspect du paysage rural alsacien d’après les plans ruraux du XVIIIe siècle", in: Revue d’Alsace;, 1948, S. 218-220.
  • JUILLARD (Etienne), "Les sources de la géographie régionale aux Archives du Bas-Rhin", in: Revue d’Alsace, 1960, S. 131-137.
  • BOEHLER (Jean-Michel), Une société rurale en milieu rhénan: la paysannerie alsacienne (1648-1789), Strasbourg, 1994, 1. Bd., S. 17-19 und 644-710.

Übersetzung: Falk Bretschneider

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