Historischer Atlas des Elsass, die Geschichte des Elsass in Karten
Eigenschaften
Autor und Institut | Albert Hudlett | |
Historische Zeiträume | Neuzeit | |
Themen | Wissen | |
Cartographe | Jean-Philippe Droux, ARCHMIEDE, CNRS | |
Entstehungsdatum | 2001 | |
Datum der letzten Änderung | 2009 | |
Quelle | Carte originale | |
Diese Karte zitieren | Albert Hudlett, « Geolinguistische Karte des Elsass », in Atlas historique d'Alsace, www.atlas.historique.alsace.uha.fr, Université de Haute Alsace, 2009 |
Erläuterungen zur Karte
Die deutschen Dialekte, welche in der Mosel (Platt) und im Elsass (Elsässisch) gesprochen werden, bilden die westlichsten Ausläufer der deutsch-kontinentalen Sprachen. Sie gehören der linguistischen Sprachgruppe des Germanischen an. Die elsässische Mundart wird dabei dem Oberhochdeutsch, das Platt dem Mitteldeutsch zugeordnet.
Der Verlauf der Grenze zwischen den germanischen und den romanischen Sprachen hat sich seit etwa 1500 Jahren nicht signifikant verändert. Die Konfiguration des sprachlichen Raumes, in welchen sich das Elsass einfügt, ist heute noch in etwa die selbe wie am Ende des Mittelalters.
Im Elsass gibt es zahlreiche mundartliche Subsysteme, die sich durch Vielfalt auszeichnen. Dabei muss angefügt werden, dass die auf der Karte eingezeichneten Grenzen eher Übergangsregionen darstellen, in welchen ein Dialektsystem ins nächste übergeht. Die geolinguistische Karte des Elsass soll nicht „ge-lesen“ sondern „ge-sehen“ werden. Sie soll lediglich einen Eindruck vermitteln, welche fünf Dialekte es im Elsass gibt und wie diese untereinander aber auch mit den Dialekten der Nachbar-Regionen in Verbindung stehen.
Neben den dialektalen Färbungen, die mal intensiver, mal schwächer sind, muss das Geflecht von Tatsachen und Beziehungen zwischen den einzelnen Ortschaften beachtet werden. Dabei geht es darum, die Ähnlichkeit der Dialekte in den benachbarten Regionen sowie die Ausbreitung in verschiedene Richtungen der frankophilen und allemanophilen Sprachformen synoptisch zu erfassen.
Das Ziel der Darstellung in Form einer Karte ist es, einen Überblick über die Vielfalt aber auch die Verflechtungen der Dialekte zu bieten. Weiter soll das Phänomen der geolinguistischen Kontinuität sichtbar gemacht werden. Es sollen die Orte aufgezeigt werden, an welchen sich die alemannischen und frankophilen Mundarten verknüpfen. Auch sollen geolinguistische Dynamiken abgebildet werden.
Charakteristisch für die elsässischen Dialekte ist ihre große Vielfalt und die unterschiedlichen Klangfarben, die Vielzahl der Pluralformen bei den Substantiven und den attributiven Adjektiven. Was den Wortschatz betrifft, werden immer mehr Ausdrücke dem Französischen entliehen. Dieses Wechselspiel deutet auf die stetige Transformation der lokalen Dialekte hin.
Da jedes dialektale Subsystem im Elsass eigene Regeln kennt, gibt es keine genormte Standardsprache und somit auch keine einheitliche Schreibweise. In diesen Zusammenhang muss auf die Initiative der interdisziplinären Forschungsgruppe GERIPA der Université de Haute-Alsace hingewiesen werden, welche die Charte de la graphie harmonisée des parlers alsaciens-Système graphique (Charta der harmonisierten Schreibweise der elsässischen Mundarten) veröffentlicht hat. Die im Anschluß an eine Konferenz in Colmar im Jahr 2003 publizierte Übersicht empfiehlt allen Personen, die im elsässischen Dialekt schreiben wollen, die Lektüre ihrer Texte zu vereinfachen, indem sie einen direkten Zusammenhang zwischen Graphemen und Phonemen einhalten.
Das Elsass zeichnet sich durch eine spezielle linguistische Situation aus. Über die Dialekte ist die Region historisch gesehen in eine deutschsprachige Region eingebettet. Gleichzeitig ist auch in dieser Region Frankreichs die Landessprache Französisch. Das Elsass bewahrt sich trotz des Kontaktes mit anderen Sprachen, die von vielen gesprochen werden (Deutsch und Französisch) den Charakter einer Region, welche die europäische Mehrsprachigkeit pflegt.
Eine feingliedrige diatopische Analyse einer großen Anzahl von Begriffen und deren Entwicklung in der Region wird zu einem besseren Verständnis der soziolinguistischen Gemeinschaft führen. Die Sprache, verstanden als elementarster Ausdruck des „Zusammen-Lebens“ stiftet einer Gemeinschaft Identität. Diese Identität kann Abgrenzung gegenüber der Nachbargemeinschaft erzeugen aber auch Annäherung bewirken, wenn sich die linguistischen Subsysteme unbewusst mischen.
Übersetzung: Karin Casanova
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