Historischer Atlas des Elsass, die Geschichte des Elsass in Karten
Eigenschaften
Autor und Institut | Nicolas Stoskopf, UHA (CRESAT) | |
Historische Zeiträume | Neuzeit | |
Themen | Kommunikationswege | |
Cartographe | Jean-Philippe Droux, ARCHMIEDE, CNRS | |
Skala | Oberrhein/Fossé rhénan | |
Entstehungsdatum | 2011 | |
Datum der letzten Änderung | 2012 | |
Quelle | Carte originale | |
Diese Karte zitieren | Nicolas Stoskopf, « Das elsässische Eisenbahnnetz im Juli 1870 », in Atlas historique d'Alsace, www.atlas.historique.alsace.uha.fr, Université de Haute Alsace, 2012 |
Erläuterungen zur Karte
Das elsässische Eisenbahnnetz wurde in drei Etappen aufgebaut, die klar voneinander getrennt werden können.
Die erste Etappe geht auf Nicolas Koechlin zurück, der den Bau der Linien zwischen Mulhouse und Thann sowie zwischen Strasbourg und Basel initiiert und betrieben hat. Die Strecke Mülhausen/Mulhouse-Thann wurde im Jahr 1839 eingeweiht, die Strecke Strasbourg-Basel im Jahr 1841 (bzw.1844, wenn man den Bau der letzten paar hundert Meter mitrechnet).
Erst im Mai 1851 wurde mit der Strecke Strasbourg-Sarrbourg/Straßburg/Saarburg(Lothringen) die nächste Eisenbahnlinie eingeweiht. Das Bauvorhaben hatte aufgrund von Fehlplanungen aber auch wegen der Wirtschaftskrise und der Revolution von 1848 mehrmals unterbrochen werden müssen. Wie im übrigen Frankreich entwickelte sich das Eisenbahnnetz auch im Elsass erst im Second Empire weiter. Entscheidende Impulse gingen dann von der Französischen Ostbahn (Compagnie des chemins de fer de l’Est) aus, die im April 1854 aus den beiden Eisenbahngesellschaften Strasbourg-Basel und Paris-Strasbourg hervorging. Die Ostbahn vollendete im Jahr 1855 den Bau einer Nord-Süd-Achse bis Wissembourg/WEißenburg und im Jahr 1858 die Verbindung zwischen Mülhausen/Mulhouse und Belfort. Der Bau der Brücke bei Kehl im April 1861 schließt diese zweite Bauphase ab, in welcher die Nachbarregionen an das bestehende Netz angeschlossen wurden.
Die dritte Phase ist gekennzeichnet durch die regionale und lokale Weiterentwicklung des Eisenbahnnetzes. Es werden insbesondere Zugänge zum Schienennetz für Industriebetriebe gebaut. Drei Projekte aus dieser Phase, welche im Jahr 1864 fertiggestellt werden, gehen auf die Initiative des Präfekten des Bas-Rhin/Unterelsass, Jean-Baptiste Migneret, zurück. Migneret hatte vorgeschlagen, die Mittel für das Verkehrswesen vornehmlich in Eisenbahnlinien zu investieren. Dies hatte den Bau von Linien zur Folge, die wichtige Industriezentren miteinander verband. Als erstes wurden im Vallée de la Bruche/Breuschtal Bahngleise verlegt, als Verbindung zwischen Strasbourg und Molsheim. (In Molsheim waren übrigens die Fabriken des Großindustriellen und Straßburger Bürgermeisters Charles-Louis-Coulaux niedergelassen). Die Strecke wurde in Richtung Mützig verlängert, wo die Waffenindustrie vom Anschluss an das Schienennetz profitierte. Hinter Mützig wurde eine Linie in das Industriezentrum nach Wasselonne/Wasselnheim und eine weitere nach Barr verlegt. Auch wird Sainte-Marie-aux-Mines/Markirch neu an das Schienennetz angeschlossen, indem eine Verbindung nach Sélestat/Schlettstadt gebaut wird.
Schließlich entsteht auch zwischen Haguenau/Hagenau und Niederbronn eine Bahnlinie. Sie wurde von der Firma de Dietrich initiiert und schließlich von der Französischen Ostbahn zu Ende gebaut. In einem nächsten Schritt wurde Niederbronn mit Bitche/Bitsch verbunden, ein Projekt, welches seit den 1830er Jahren diskutiert wurde. Durch diese im Dezember 1869 eingeweihte Bahnlinie war endlich die direkte Verbindung zwischen Elsass und Saarland möglich, was den Import von Steinkohle stark erleichterte.
Auch im Haut-Rhin/Oberelsass werden Eisenbahnlinien gebaut, die auf Bedürfnisse aus der Industrie zurückgehen: Thann-Wesserling (1863), Colmar-Münster (1868; welche der Industrielle Frédéric Hartmann als Teilstück der Linie Paris-Wien sah), Cernay-Sentheim/Sennheim (1869) und Bollwiller-Guebwiller (1870).
Nach dem Frankfurter Frieden im Mai 1871 gingen alle von der Französischen Ostbahn betriebenen Netze auf das Deutsche Reich über. Dies umfasste nicht nur das Eisenbahnnetz im Elsass (mit Ausnahme der Linien rund um Belfort), sondern auch das gesamte Schienennetz in Luxemburg, welches bis dahin von der Französischen Ostbahn betrieben worden war. Verantwortlich für das elsässische Schienennetz war damit ab Dezember 1871 die „Kaiserliche General-Direction der Eisenbahnen in Elsass-Lothringen“ (Abkürzung: EL) mit Sitz in Straßburg.
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