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Zweifelderwirtschaft und Dreifelderwirtschaft in der Elsässischen Ebene (17.-18. Jahrhundert)

Zweifelderwirtschaft und Dreifelderwirtschaft in der Elsässischen Ebene (17.-18. Jahrhundert) Vergrößern

Eigenschaften

Autor und Institut Jean-Michel Boehler
Historische Zeiträume Frühe Neuzeit
Themen Landwirtschaft und Landleben
CartographeJean-Philippe Droux, ARCHMIEDE, CNRS
SkalaAlsace
Entstehungsdatum1994
Datum der letzten Änderung2009
QuelleCarte originale
Diese Karte zitierenJean-Michel Boehler, « Zweifelderwirtschaft und Dreifelderwirtschaft in der Elsässischen Ebene (17.-18. Jahrhundert) », in Atlas historique d'Alsace, www.atlas.historique.alsace.uha.fr, Université de Haute Alsace, 2009

Erläuterungen zur Karte

Zweifelderwirtschaft und Dreifelderwirtschaft in der Elsässischen Ebene (17.-18. Jahrhundert)

In der alten Landwirtschaft bestand die Praxis der Fruchtfolge darin, auf einer selben Parzelle abwechselnd ein oder mehrere Jahre Getreide anzubauen und das Land dann ein Jahr brach liegen zu lassen (zunächst als Schwarzbrache, dann als Grünbrache). Dieses Vorgehen verfestigte sich zur Regel und ergab sich aus der Notwendigkeit, die landwirtschaftliche Produktion nicht durch Unterbrechung zu variieren, sondern dadurch, dass man zwischen zwei Ernten eine Erholungsphase für den Boden einlegte.

Statistiken, die diesen Namen verdienten, stehen uns zu diesem Thema nicht zur Verfügung; gleichzeitig verfügen wir aber über eine große Masse von punktuellen und verstreuten Quellen: Flurbezeichnungen (die mit Vorsicht zu benutzen sind), Angaben zu Pachtzinsen und Wechselzehnten, Zustandsbeschreibungen der Aussaaten in Nachlassverzeichnissen usw.

Ohne jeden Zweifel gehörte die Elsässische Ebene (Oberelsass und Süden des Unterelsass) mehrheitlich zum weiten Einzugsgebiet der in den vom Getreideanbau dominierten Ebenen Mitteleuropas fest verankerten Dreifelderwirtschaft (Wechsel zwischen Wintergetreide = „Winterfeld“, Sommergetreide = „Sommerfeld“ und Brache = „Brachfeld“). Einzig der Norden der Provinz, zwischen Lauter und Zorn (dieser Fluss stellte gewissermaßen die Grenze zwischen den Fruchtfolgepraktiken dar), scheint Teil der Zweifelderwirtschaft (Wechsel zwischen Winter- oder Sommerfeld sowie Brachfeld) gewesen zu sein; deren Einzugsgebiet reichte von Straßburg bis Mainz, deckte also Rheinhessen sowie einen Teil von Baden und der Pfalz ab und erstreckte sich in seinen Ausläufern im Elsass bis zum Kochersberg und vor die Tore Straßburgs. Die Karte beruht auf etwa einhundert Quellenhinweisen, und der Gegensatz, den sie aufmacht, ist recht grob und hat etwas Künstliches. Unberücksichtigt bleiben hier zum einen die zahlreichen Enklaven, die die vermeintliche Homogenität in den einer bestimmten Anbaumethode zurechenbaren Gebieten erheblich schmälerten (wozu auch beitrug, dass diese Methoden selbst Ergebnis von zahlreichen Versuchen und Anpassungen waren). Ausgeblendet sind zum anderen auch die Veränderungen, denen die Anbaumethoden unterlagen, die sie modifizierten und aufweichten (etwa mit dem Konzept der „verbesserten Dreifelderwirtschaft“). Beispiele dafür sind die Einführung von sogenannten „neuen“ Kulturen – Gartenpflanzen und Futterpflanzen (Hülsenfrüchte, Wurzelgemüse und Hackfrüchte, künstliche Weiden) eingeschlossen.

Über die Gründe, die die Entscheidung für diese oder jene Anbaumethode motiviert haben mögen (Klima, Bodenbeschaffenheit, technische Möglichkeiten), besteht keine Einigkeit; sie waren aber wichtig genug, um zwischen Etienne Juillard und Jean Vogt eine Debatte über das Alter und die jeweiligen Vorteile der Fruchtfolgetypen auszulösen. Die Fruchtfolgepraktiken unterlagen Veränderungen, die sich durch einen bemerkenswerten Pragmatismus und eine hohe Anpassungsfähigkeit auszeichneten und keineswegs nur einer Richtung folgten: Sicher gab es den Übergang von einem Rotationssystem zum anderen, aber ebenso auch die Rückkehr zu einer bereits in früheren Zeiten praktizierten und dann aufgegebenen Fruchtfolge. So setzte sich jenseits jeder „agrarischen Revolution“ nach und nach die Grünbrache durch, die in der Realität einer Verlängerung der Rotationsperioden entsprach. Deren Entwicklung lief auf einen vier- oder fünfjährigen Rhythmus hinaus oder sogar auf eine ununterbrochene, auf die tote Brache ganz verzichtende Bestellung (im Deutschen ist dafür der Begriff „Mehrfelderwirtschaft“ üblich). Die Annahme, die Fruchtfolgepraktiken seien unveränderlich gewesen, lässt sich also kaum stützen. Auch wenn die Karte einen solchen Gedanken missverständlicher Weise nahezulegen scheint, muss er entschieden zurückgewiesen werden.

Quelle:

  • BOEHLER (Jean-Michel), Une société rurale en milieu rhénan: la paysannerie de la plaine d’Alsace (1648-1789), Strasbourg, 1994, 1. Bd., S. 733.

Literatur:

  • SCHWERZ (Jean-Népomucène), Beschreibung der Landwirtschaft im Niederelsass, Berlin, 1816, und ders., Assolements et culture des plantes en Alsace, Paris, Übers. Rendu, 1839.
  • KRZYMOWSKI (Richard), Die landwirtschaflichen Wirtschaftssysteme Elsass-Lothringens, Guebwiller, 1914.
  • JUILLARD (Etienne), "Le problème de l’assolement biennal en Basse-Alsace", in: Bull. Ass. Géographes français, November 1949, S. 115-122; ders., "L’assolement biennal dans l’agriculture septentrionale. Le cas particulier de la Basse-Alsace", in: Annales de géographie, 1952, S. 34-45, und ders., La vie rurale dans la plaine de Basse-Alsace. Essai de géographie sociale, Paris, 1953, S. 42-46.
  • DUBLED (Henri)," Le manse et les assolements en Alsace au Moyen Age", in: La paysannerie alsacienne. Ses traditions et ses problèmes, Colmar, 1958, S. 9-29.
  • VOGT (Jean): Außer seinen zahlreichen Artikeln zum Thema vgl. die unter dem Titel „Organisation des terroirs et évolution des cultures“ vorgelegte Zusammenfassung in: Histoire de l’Alsace rurale, Straßburg, 1983, S. 227-236.
  • BOEHLER (Jean-Michel), Une société rurale en milieu rhénan , 1. Bd., S. 730-747.
  • SCHWAB (Roland), Eintrag „Assolement“, in: Encyclopédie d’Alsace, Straßburg, 1982, 1. Bd., S. 374.

Übersetzung: Falk Bretschneider

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