Historischer Atlas des Elsass, die Geschichte des Elsass in Karten
Eigenschaften
Autor und Institut | René Bornert | |
Historische Zeiträume | Hoch- und Spätmittelalter | |
Themen | Religion | |
Cartographe | Jean-Philippe Droux, ARCHMIEDE, CNRS | |
Skala | Alsace | |
Entstehungsdatum | 2010 | |
Datum der letzten Änderung | 2010 | |
Quelle | Carte originale | |
Diese Karte zitieren | René Bornert, « Die Klöster im Elsass », in Atlas historique d'Alsace, www.atlas.historique.alsace.uha.fr, Université de Haute Alsace, 2010 |
Erläuterungen zur Karte
Das christliche Mönchtum fasst im Elsass gegen Mitte des 6. Jahrhunderts Fuß: zunächst durch bischöfliche, dann durch eremitische und schließlich durch iro-schottische Gründungen. Diese Form des Mönchtums hat sich im merowingischen Reich seit 629 herausentwickelt, als König Dagobert I. vom Teilreich Austrasiens zum Herrscher über das ganze merowingische Reich aufstieg. Die Klöster der Île-de-France und die Abtei von Luxeuil in den Vogesen waren die wichtigsten Zentren bei der Verbreitung des Mönchtums. Dieses wurde von Mönchen mitgebracht, die entweder direkt aus Irland, dem damaligen Scotia, kamen, wie zum Beispiel im Falle Honaus, oder von Mönchen, die auf dem Kontinent rekrutiert und nach dem Vorbild der irischen Observanz ausgebildet wurden. Letztere war durch zahlreiche und unterschiedliche Regeln kodifiziert. Diese Form monastischen Lebens zeichnet sich durch zwei Grundzüge aus: Zum einen besaßen die Äbte zugleich die Bischofswürde. Zum andern praktizierten unter ihrer Führung Gruppen aus zehn bis zwölf Mönchen die Peregrinatio. Das heißt, sie zogen von einem Ort zum andern, um das Evangelium zu verkünden, ohne sich allzu lang an einem Ort aufzuhalten.
Die merowingische Aristokratie, die noch nicht lange zum christlichen Glauben übergetreten war, begünstigte die Entwicklung dieses Mönchtums, um ein neu erobertes Gebiet zu christianisieren und zugleich zu erschließen, aber auch, um in den Klöstern Orte zu finden, die ihrer eigenen politischen Macht einen sakralen Charakter gaben. Trotz dieser Doppeldeutigkeit darf die Zeit des irischen Mönchtums, nach der gallo-römischen Zeit mit ihren umherziehenden Missionaren, als zweite Phase der Mission und Christianisierung des Elsass gelten.
Ab der Mitte des 8. Jahrhunderts stießen sich die karolingischen Herrscher an dieser Art des unabhängigen Wandermönchtums. Da die karolingischen Hausmaier, Könige und Kaiser die Diözesen unter der Leitung eines einzigen an einem Ort residierenden Bischofs organisieren wollten, unternahmen sie den Versuch, dieses störende Mönchtum zu beseitigen. Sie versuchten, die wandernden Mönche sesshaft zu machen, indem sie ihnen vorschlugen die räumliche Peregrinatio durch eine spirituelle an ein und denselben Ort gebundene Peregrinatio zu ersetzen. Die Ortsgebundenheit, die von der Benediktregel gefordert wird, bot ihnen den idealen Rahmen für die Sesshaftmachung dieser Mönche. Unter dem Einfluss Pirmins (+753) ersetzte die Benediktregel nach und nach die älteren Regeln und besonders die Columbanregel, die älter war als die Benediktregel und nach dem Vorbild Luxeuils nicht selten mit dieser kombiniert wurde. Bonifatius (+754) bemühte sich auf verschiedenen Regionalsynoden sowohl im west- als auch ostfränkischen Reich darum, die wandernden Bischöfe (episcopi vagantes) zu beseitigen, indem er sie dazu zwang, sich in ein „sesshaftes“ Kloster zurückzuziehen. Ihre Namen finden sich oft in den Listen der Nekrologien und besonders in dem der Reichenau, das um 824 begonnen wurde. Um die Mitte des 8. Jahrhunderts tauchen die ersten rein benediktinischen Gründungen unter dem politischen Druck der ersten karolingischen Hausmaier und dem spirituellen Einfluss Pirmins auf. So in Murbach (727-737), Neuweiler/Neuwiller (um 741) und in Arnulfsau, dem Vorgänger Schwarzachs (749).
Obgleich der Einfluss des iro-schottischen Mönchtums von den Geschichtsschreibern der Karolingerzeit heruntergespielt wird, weil er anders war und in Konkurrenz zum offiziellen Mönchtum stand, war er für die Gegend durchaus von Dauer. So widmeten sich die iro-schottischen Mönche der Christianisierung der alemannischen und fränkischen Bevölkerung, um sie aus dem Heidentum herauszuführen.
Die Karte zeigt, dass die meisten der großen elsässischen Klöster in der Merowingerzeit gegründet worden waren. Dies liegt daran, dass in dieser Zeit der politischen und wirtschaftlichen Umorganisation, die unmittelbar auf den durch die Völkerwanderung bedingten Zusammenbruch der gallo-römischen Gesellschaft folgte, große Gebiete des fiscus, die um die ehemaligen gallo-römischen villae gelegen waren – die später zu „Dörfern“ wurden – zur Verfügung standen. Im Ober- und Mittelelsass gehörte die Dynastie der Etichoniden, im Nordelsass die austrasische Aristokratie zu den wichtigsten Erben dieses ehemaligen römischen Fiskalguts. Sie waren zugleich aber auch die wichtigsten Förderer der Klöster, die sie gegründet hatten oder deren Gründung sie indirekt unterstützten. In den nachfolgenden Epochen wird dies nicht mehr der Fall sein.
Die nachfolgende Liste teilt die Klöster nach ihrem ungefähren Gründungsdatum ein. Sie liefert für jedes Kloster das sichere oder wahrscheinliche Gründungsdatum, die topographische Lage, den spirituellen Gründer, den weltlichen Stifter, die monastische Observanz, den Status der Einrichtung und ihr weiteres Schicksal.
Für eine Bibliographie und detailliertere Abhandlungen zu den einzelnen Klöstern, sei verwiesen auf BORNERT, René, Les monastères d’Alsace, 6 Teile in 7 Bdn. Éditions du Signe, Straßburg, 2009-2010 (im Druck). Ders., „Les origines du monachisme en Alsace: certitudes acquises, conclusions provisoires, nouvelles hypothèses », in : Revue d’Alsace,134, 2008, S. 9-77.
Sankt-Arbogast in Straßburg : gegründet um 550.
Sankt-Arbogast in Surburg : gegründet um 550 ? 630 ? sicher vor 749.
Sankt-Amarin : gegründet zwischen 623 und 626/627.
Dillersmünster : gegründet um 650.
Weißenburg/Wissembourg : gegründet um die Mitte des 7. Jahrhunderts, sicher vor 661.
Maursmünster/Marmoutier : gegründet um 656-662.Münster im Sankt-Gregorienthal/ Munster dans le Val Saint-Grégoire : gegründet um 660 ? sicher vor 675.
Ebersheimmünster/Ebersmunster : gegründet um 671-672 ? sicher vor 675.
Honau : gegründet um 720.
Hohenburg (Das obere Kloster, der heutige Odilienberg) : gegründet um 720.Niedermünster : gegründet um 720.
Sankt-Stephan/Saint-Étienne in Straßburg : gegründet um 720.
Lautenbach : gegründet um 725-750 ?
Murbach : gegründet 727/728, säkularisiert 1764.
Neuweiler/Neuwiller : gegründet um 741, säkularisiert 1496.
Arnulfsau : gegründet um 749.
Während der Karolingerzeit wurden keine wirtschaftlich bedeutenden Klöster mehr gegründet. Die Ländereien des fiscus waren zur Merowingerzeit verteilt worden. Die Karolinger legten mehr Wert auf die Organisation der bestehenden Klöster als auf die Gründung neuer Einrichtungen. Die Synoden von Aachen von 816 und 817 schrieben die Benediktregel für das Reich als einzige Norm des monastischen Lebens vor. Diese Verordnung benötigte aber Zeit, bis sie im konkreten Leben der Gemeinschaften umgesetzt wurde. Die Texte erlauben es nicht immer, den genauen Zeitpunkt zu bestimmen, an dem diese Regel in den unterschiedlichen Klöstern tatsächlich zur Umsetzung kam. Oft wurde sie Schritt für Schritt eingeführt, zunächst mit dem cursus der Psalmen, die während des Chorgebets rezitiert und gesungen wurden, dann mit der Abtswahl – das Votum wurde aber durch den Druck der Herren und selbst des Bischofs aufgehoben. Am Ende des 10. Jahrhunderts hat sich die Observanz der Benediktregel in allen elsässischen Klöstern durchgesetzt. Die Gemeinschaften von Männern aber auch von Frauen, die die Annahme der Benediktregel abgelehnt haben, befolgten schließlich die Lebensweise der Kanoniker.
Eine Bibliographie und eine detaillierte Vorstellung jedes Klosters finden sich in BORNERT René, Les monastères d’Alsace, 6 Teile in 7 Bänden, Éditions du Signe, Straßburg, 2009 – 2010 (im Druck).
Masmünster/Masevaux : gegründet um 750 ? um die Mitte des 13. Jahrhunderts adliges Damenstift
Feldkirch in der Nähe von Niederehnheim/Niedernai : 707/757 ? – 1790.
Sankt-Pilt/Saint-Hippolyte : um 768-1502.
Lièpvre : 774/777-1502.
Eschau : um 778-1533.
Sankt-Thomas in Straßburg : gegründet Ende des 8./ Anfang des 9. Jahrhunderts – Mitte des 10. Jahrhunderts Kanonikerstift.
Haslach (Nieder) : gegründet Ende des 8./ Anfang des 9. Jahrhunderts – Mitte des 10. Jahrhunderts Kanonikerstift.
Herbitzheim : gegründet um 870 – säkularisiert 1545.
Alanesberg : um 910 – verlegt nach Lure 959.
Graufthal : gegründet um 950 – säkularisiert 1551.
Eckerich/Échery (Alt-Eckerich/Échery-le-Vieux oder Hoh-Eckerich/Échery-le-Haut) : um 960-1250.
Altorf : gegründet um 974 – 1790.
Selz/Seltz : gegründet um 987/991 – säkularisiert 1480/1481.
Mirmelberg bei Selz : gegründet um 987/991- erloschen 1469.
Honcourt : gegründet um 1025 – verlassen 1525 – verkauft an Andlau 1599.
Heilig-Kreuz/Sainte-Croix-en-Plaine : gegründet um 1030/1040 – säkularisiert 1461/1462.
Sankt-Markus in der Nähe von Geberschweier/Gueberschwihr : Mönchsgemeinschaft, dann Nonnenkloster um 1105 ? – Mitte des 14. Jahrhunderts – Dependenz von Sankt-Georgen (Mitte 14. – Mitte 18. Jahrhundert), dann von Ebersmunster bis 1790.
Walburg : Klause 1074 – Benediktinerkloster 1117 – verlassen 1525 - säkularisiert 1546.
Sankt-Fides in Schlettstadt/Sainte-Foy in Sélestat : gegründet 1094 – säkularisiert 1503.
Laubenheim, in der Nähe der Burg Girbaden : Kapelle um 1100 – von Lure abhängiges Priorat (1137-1558), dann von Murbach (1558-1616).
Sankt-Leonhard in der Nähe von Boersch : Klause um 1104 – Kloster um 1109 – Säkularkanonikerstift 1215.
Biblisheim : gegründet um 1105 – 1790.
Sindelsberg in der Nähe von Maursmünster/Marmoutier : gegründet um 1115/1117 – angeschlossen an Marmoutier 1488/1489.
Sankt-Johann in Zabern/Saint-Jean-Saverne : gegründet 1126-1790.
Alspach in der Nähe von Kaysersberg : Klause um 1111 – Priorat 1130/1137 – verkauft 1282.
Mit der Gründung der Abtei von Selz (987-991) hoffte die Bewegung von Cluny, Fuß im Reich zu fassen. Dies gelang ihr aber nicht, da das Reichsgebiet, auf dem dieses Kloster gegründet worden war, sich weder der Herrschaft noch dem Besitz des Reichs entziehen konnte, wie es Cluny forderte und wie es ihm in Payerne in Burgund 965 und in Pavia in der Lombardei 970 gelang. (vgl. Karte M 2). Angesichts dieses Misserfolgs hat der Klosterverband von Cluny seine Strategie geändert. Mit Prioraten, die im 11. und 12. Jahrhundert im Oberelsass errichtet wurden, hat es sich den Weg in Richtung Hirsau im Nordschwarzwald gebahnt. Damit unternahm Cluny den schließlich erfolgreichen Versuch, das cluniazensische Mönchtum, das in Burgund entstanden und sich dann im romanischen Bereich ausgedehnt hatte, im deutschen Raum zu verbreiten.
Colmar, Priorat Sankt-Peter: 965 oberer Hof von Payerne – 1154 cluniazensisches Pirorat – 1570 konfisziert von den Bernois
Biesheim, Priorat Saint-Jean Baptist: um 1101/1103 als einfaches Priorat von Sankt-Alban in Basel gegründet, - 1481 in letzteres eingegliedert – säkularisiert 1529.
Froidefontaine, Priorat Saint-Pierre: 1105 gegründet, 1636 den Jesuiten von Ensisheim angegliedert.
Altkirch, Priorat Saint-Morand: 1105 gegründet – 1621 mit dem Jesuitenkolleg von Freiburg im Breisgau zusammengelegt.
Enschingen, Priorat Sankt-Nikolaus/Saint-Nicolas: um 1105 als Unterpriorat von Sankt-Alban in Basel gegründet, zwischen 1524 und 1536 säkularisiert.
Thierenbach, Priorat Unsere-Frau/Notre-Dame: vor 1135 Pilgerzentrum – zwischen 1125 und 1142 Priorat von Cluny – hat mit Unterbrechungen Bestand bis 1790.
Feldbach, Priorat Saint-Jacques: 1144 als cluniazensisches Priorat gegründet – 1636 mit dem Jesuitenkolleg von Ensisheim zusammengelegt.
Sankt-Gilgen (Saint-Gilles) bei Winzenheim: 1252 Hof und Kapelle – 1299 von Sankt-Peter in Colmar abhängiges Unterpriorat.
Ribeauvillé, Priorat Petit Saint-Morand: um 1297 als ein von Sankt-Morandus in Altkirch abhängiges Priorat gegründet – 1621 mit dem Jesuitenkolleg von Freiburg im Breisgau zusammengelegt.
Der zisterziensische Funke sprang auch in besonderer Weise auf das Elsass über. Innerhalb von 15 Jahren entstanden die drei ersten Gründungen, nämlich Lützel/Lucelle, Neuburg/Neubourg und Pairis. Alle drei waren direkte Filiationen von Morimond. Das vierte Tochterkloster von Cîteaux, dessen Einflussbereich vom Ebro in Spanien bis zur Elbe in Deutschland reichte, war der Ausgangspunkt für die Verbreitung der Zisterzienser im deutschen Raum.
Da zu Beginn des 12. Jahrhunderts gutes Land bereits rar war, mussten sich die Gründungen der Zisterzienser mit unwirtlichen und entlegenen Gebieten begnügen. Durch Rodungsarbeiten konnten die fleißigen Mönche die Gebiete urbar machen, so dass sie darauf Getreide und sogar Wein anbauen konnten. Da die Zisterzienser für das Land, das sie selbst urbar gemacht hatten, durch ein päpstliches Privileg von der Zahlung des Zehnts befreit waren, konnten sie rasch eine rentable Landwirtschaft entwickeln. Höfe in den Städten erlaubten es ihnen, ihre Waren auf die Märkte der Städte zu bringen. Die Schifffahrt auf dem Rhein, was zu einem ihrer Fachgebiete wurde, eröffnete ihnen die Märkte des gesamten Rheingebiets bis in die Niederlande.
Lützel/Lucelle: um 1123/1124 von den Herren Amadeus, Hugo und Richard von Montfaucon gegründet. Lucelle darf als eine Art Drehscheibe gelten, die nach Süddeutschland hin orientiert war. Es errichtete selbst wiederum sieben Klöster im Elsass, in der Franche-Comté, in Schwaben, in der Schweiz und in Bayern. Im Zisterzienserorden gehörte Lucelle zu der Zisterzienserkongregation Oberdeutschlands (1623) und in dieser Kongregation zu der Provinz der Schweiz, des Elsass‘ und des Breisgaus (1624). Nach einer Zeit des Niedergangs vom 15. bis 17. Jahrhundert, kam die Gemeinschaft wieder zu einer neuen Blüte, die bis 1790 andauerte.
Neuburg/Neubourg: um 1133 von Christian, dem zweiten Abt von Lucelle, auf einem Stück Land gegründet, das von Reinhold von Lützelburg oder von Falkenstein gestiftet worden war. Von Neuburg aus wurden wiederum die Männerklöster von Maulbronn (1138/1148) und von Herrenalb (1147) gegründet. Die Zisterzienserinnenabtei von Lichtental kam 1248 unter den Schutz Neuburgs. Nach einer Zeit des Niedergangs vom Ende des 13. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts fand die Abtei bis 1790 wieder zu materiellem Wohlstand und zu spirituellem Leben zurück.
Pairis: um 1138/1139 von Christian von Lucelle auf einem Stück Land gegründet, das Graf Ulrich von Egisheim einem seiner Ministerialen entzogen hatte. Abt Martin Litz (1200-1207) nahm am Vierten Kreuzzug teil, erlebte den Fall Konstantinopels (1204) und ließ die Geschichte Konstantinopels von einem seiner Mönche, Gunther von Pairis, verfassen. Vom 14. bis 17. Jahrhundert durchlebte die Gemeinschaft eine Reihe von Krisen. Nachdem sie ihren Status als Abtei verloren hatte und zu einem einfachen Priorat degradiert worden war, kam die Gemeinschaft erst unter den Schutz von Maulbronn (1453-1585), dann unter den direkten Schutz des Hauses Österreich (1558-1632). Während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die Abtei durch einen Impuls aus Frankreich im wirtschaftlichen als auch im spirituellen Bereich wiederhergestellt. Nachdem Abt Bernardin Buchinger (1648-1655) dem Kloster wieder aufgeholfen hatte, wurde es in der Folge von einer ganzen Reihe französischer Äbte geleitet, die bis zur Französischen Revolution zugleich das Amt des „Conseiller chevalier d’honneur d’Eglise“ im Souveränen Rat des Elsass bekleideten.
Schoenensteinbach: 1138 von Notker von Wittenheim mit der Unterstützung des Abtes von Lützel gegründet. Es handelte sich um den Versuch einer Zisterzienserinnengründung. Der Versuch scheiterte aber, da die frühen Zisterzienser es ablehnten, Frauen in ihren Orden aufzunehmen. 1154/1157 ging die Gründung an die Kanonissen von Marbach über.
Königsbrück/Koenigsbruck: Um 1147 gründete Friedrich II., der Einäugige, Herzog von Schwaben und des Elsass‘ ein Frauenkloster. Zwischen 1124 und 1135 wurde die Gründung offiziell in den Zisterzienseroden aufgenommen. Die Gemeinschaft wurde abwechselnd dem Schutz der Abteien von Maulbronn und Neuburg unterstellt. 1628 kam sie unter den Schutz der Abtei von Clairlieu (Meurthe-et-Moselle), 1655 unter den von Lucelle. Nachdem das Kloster während des Bauernkriegs verwüstet worden war und sich dem Protestantismus widersetzt hatte, wurde das Kloster in der Folge des Dreißigjährigen Krieges für eine bestimmte Zeit in die Stadt Hagenau (1619-1671) verlegt. Im 18. Jahrhundert erhielt es einen neuen Aufschwung, der bis 1790 andauerte.
Baumgarten: Um 1125 gründete Bischof Eberhard von Straßburg, nachdem er seines Amtes enthoben worden war, ein bischöfliches Kloster. Sein zweiter Nachfolger, Eberhard, regelte den rechtlichen Stand der Gründung. Zwischen 1148 und 1153 wurde dieses bischöfliche Kloster in den Zisterzienserorden eingegliedert und gehörte der Filiationslinie von Morimond an. Es wurde von Zisterziensern bewohnt, die aus Beaupré-sur-Meurthe gekommen waren. 1224 übernahm Morimond die direkte Schirmherrschaft über die Gemeinschaft von Baumgarten. Nach einer langen Zeit des Niedergangs im 14. und 15. Jahrhundert erlosch die Gemeinschaft um 1520. 2008 erwarben die Zisterzienserinnen von Altbronn-Ergersheim die noch bestehenden Gebäude, um sich dort niederzulassen.
Sulz/Soultz (im Oberelsass): Zwischen 1134 und 1160 schenkte Friedrich I. von Pfirt/Ferrette der Zisterzienserabtei Lieucroissant (Doubs) einen Hof. 1210 ließen sich Zisterzienser aus diesem Kloster in diesem Hof nieder, den sie nun in den Rang eines Priorats hoben. Sie führten dort eine Wallfahrt zu Ehren der Heiligen Drei Könige, den Patronen ihres Mutterhauses, ein. Das Priorat wurde 1608 vom Bischof von Basel erworben und mit der Pfarrei von Sulz vereint.
Michelfelden-Blotzheim: Die Gemeinschaft wurde um 1250/1253 von Bischof Berthold von Basel, Graf von Pfirt/Ferrette, außerhalb der Stadtmauern von Basel gegründet. Die Nonnen, die bis dahin kanonisch noch niemandem zugehörig waren, siedelten dann 1259 nach Michelfelden in die heutige Gemeinde Saint-Louis über und dann 1267 nach Blotzheim. Die Angliederung an die Zisterzienser 1264 blieb Dank des Schutzes der Zisterzienserabteien von Kappel, dann von Wettingen und schließlich von Lucelle bestehen. Nach dem Aussterben der Frauengemeinschaft versuchte der Zisterzienserorden, dort eine Gemeinschaft von Zisterziensermönchen (1443-1451) zu etablieren. Da dieser letzte Versuch scheiterte, wurde die Propstei als eine Dependenz an die Abtei von Lucelle angegliedert (1451-1790).
1. Vom Orden des heiligen Benedikt (12.-13. Jahrhundert) zu den Benediktinerkongregationen (vom 15. bis zum 18. Jahrhundert)
Im Streben danach, die Dekadenz der unabhängig gebliebenen benediktinischen Klöster unter Kontrolle zu bringen, fasste die römische Kurie sie zunächst zu einem benediktinischen Orden und später, innerhalb dieses Ordens, zu benediktinischen Kongregationen zusammen.
Der Orden des heiligen Benedikt bezeichnete zunächst die in der strikten Einhaltung der Regel des Heiligen Benedikt vereinte Gemeinschaft der Klöster. Papst Innozenz II (1130-1143) führte die „clause de régularité“ ein. Um die päpstliche Bestätigung für seine Errichtung und für seine Güter zu erhalten, musste sich ein Kloster im Vorfeld offiziell verpflichten, die Regel des Heiligen Benedikt einzuhalten. Das Vierte Laterankonzil (1215) erkannte die Benediktinerregel als einzige Norm des Mönchtums in der westlichen Kirche an. Dieses Konzil war es auch, das die Grundlagen für einen am Beispiel der zisterziensischen Abteien orientierten Zusammenschluss der benediktinischen Klöster nach Provinzen legte. Die Äbte dieser Provinzen sollten sich alle drei Jahre zu einem Generalkapitel versammeln. Für die Inspektion der verschiedenen Klöster der Provinz zwischen den Generalkapiteln sollten sie Visitoren bestimmen.
Papst Benedikt XII. verkündete 1336 eine Bulle, die seinen Namen trägt: die Benedictina. Der Aufteilung der Kirchenprovinzen entsprechend waren die benediktinischen Klöster in 36 Provinzen zusammengefasst. Die Klöster des Unterelsass gehörten zur Provinz Mainz-Bamberg. Die Abteien von Münster und Murbach im Oberelsass blieben von diesem Zusammenschluss ausgenommen.
Diese Reorganisation ablösen und vollenden sollte die vom Konzil zu Basel 1446 bestätigte Union von Bursfeld. Eine erste Periode des Kontakts (1482-1530) führte aufgrund der durch den Protestantismus ausgelösten Krise in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu keinem greifbaren Ergebnis. Im Nachgang einer Entscheidung des Konzils von Trient 1563 wurde ein neuerlicher Zusammenschluss durchgesetzt. Erzherzog Leopold von Österreich, Bischof von Straßburg (1607-1625), baute diese Union zu einer autonomen benediktinischen Kongregation aus. Pate für diese „Straßburger Kongregation“ hatten die Jesuiten gestanden, deren Tätigkeit er förderte. Offiziell ausgerufen wurde sie 1624, trotz Widerspruchs von Seiten der benediktinischen Äbte.
Die Abtei von Münster im Sankt-Gregor-Tal schloss sich 1659 der lothringischen Kongregation von Saint-Vanne und Saint-Hydulphe an. Die Abtei von Murbach hingegen widersetzte sich jedem Beitritt zu einer Kongregation und wurde 1764 als Ritterstift säkularisiert.
Aufgeführt werden in der folgenden Liste für jedes Kloster die erstmalige Erwähnung einer Zugehörigkeit zum Benediktinerorden, die Zugehörigkeit zur Provinz Mainz-Bamberg (1336) bzw. zur Union von Bursfeld sowie der Beitritt zur Benediktinerkongregation von Straßburg, die aufgrund der Zugehörigkeit von vier zum Bistum Straßburg zählenden Abteien der Ortenau (Ettenheimmünster, Gengenbach, Schuttern und Schwarzbach) auch „Elsässisch-Breisgauer Kongregation“ genannt wird:
2. Vom Orden von Cîteaux zur Oberdeutschen Zisterzienserkongregation (1623) und zur Elsässisch-Breisgauer-Schweizerischen Zisterzienserprovinz (1624)
Der Zisterzienserorden folgte zwar seit seinen Ursprüngen organisierten Formen. In der Folge des Konzils von Trient erlebte er jedoch eine verstärkte Zentralisierung und gleichzeitig eine stärkere Berücksichtigung lokaler Unterschiede auf allen Ebenen. Die Oberdeutsche Zisterzienserkongregation wurde seit 1595 in Betracht gezogen und 1618 tatsächlich errichtet. Ihre Statuten wurden 1619 vom Abt des Klosters Cîteaux bestätigt und 1623 vom Generalkapitel ratifiziert. 1624 wurde die Kongregation in vier Provinzen aufgeteilt, die Bayern, Franken, Schwaben und dem alemannischen Raum, der von der Schweiz, dem Elsass und dem Breisgau gebildet wurde, entsprachen.
Die Zugehörigkeit zum Zisterzienserorden ist nachgewiesen 1136 für Lützel (Lucelle), 1156 für Neuburg, 1185 für Pairis, 1312 für Baumgarten und 1235 für Königsbrück. Mit Ausnahme von Baumgarten, das 1520 aufgehoben wurde, gehörten alle Abteien im Elsass, die Bestand hatten, seit ihrer Gründung zur Oberdeutschen Kongregation (1623) und zur Elsässisch-Breisgauer-Schweizerischen Provinz.
Diese beiden Orden entstanden in der zweiten Hälfte des Mittelalters, während die alten Orden der Benediktiner und der Zisterzienser bereits im Niedergang waren, und gehören zu der Bewegung des zönobitären Eremitentums. Sie entwickelten sich aber in zwei unterschiedliche Richtungen. Die Wilhelmiten gaben ihr Ideal der Einsamkeit langsam zugunsten der Seelsorge auf und näherten sich somit den neuen Bettelorden an. Die Kartäuser verstärkten ihr anfängliches Ideal der Einsamkeit und lebten vollkommen zurückgezogen, obgleich sie sich zum Teil in der Nähe einer Stadt niedergelassen hatten. Beide Orden tragen der schrittweisen Urbanisierung der mittelalterlichen Gesellschaft Rechnung.
1)Wilhelmiten:
Den Wilhelmiten wurde um 1237 die Benediktregel auferlegt. Nach einem vergeblichen Versuch eines Zusammenschlusses mit den Augustinereremiten (156-1266), erhielt der Orden der Wilhelmiten seine endgültige Organisation auf dem Generalkapitel von 1271.
Marienthal: gegründet um 1250 von Albert, Marschall von Hagenau, und seiner Familie. 1260 in den Orden der Wilhelmiten eingegliedert. Das Marienpatrozinium (1250) rief eine Marienwallfahrt hervor (1350). Das Priorat der Wilhelmiten wurde 1543 an die Stadt Hagenau verkauft. Nachdem es 1617 von Bischof Leopold, Erzherzog von Österreich, erworben worden war, wurde es den Jesuiten und dann dem Diözesanklerus anvertraut.
Hagenau: 1311 als Dependenz des Priorats von Marienthal gegründet. 1432 zu einem unabhängigen Priorat aufgestiegen. 1612 wurde das Priorat den Jesuiten anvertraut.
Straßburg: 1298 gegründet. Die Gründung durch die Familie der Müllenheim ist umstritten. Philipp von Wird (+1332) und Ulrich von Wird (+1344) waren die Hauptförderer der Gemeinschaft, die von Wilhelmiten aus Marienthal besiedelt wurde. Von 1478 bis 1494 ging das Priorat zwischenzeitlich an den Zisterzienserorden über und erhielt den Namen Sankt-Bernhard. Nachdem es wieder an die Wihelmiten zurückgegangen war, wurde es 1524 von protestantischen Reformatoren säkularisiert.
2)Kartäuser:
Die Kartäuser hatten ihre eigenen Statuten. Auch wenn diese Verordnungen zum Teil aus der Benediktregel schöpfen, bleiben die Kartäuser „Mönche“, die nicht als „Benediktiner“ bezeichnet werden können.
Straßburg: Um 1333/1339 von Berthold II. von Bucheck, Bischof von Straßburg, gegründet. Ludolf von Sachsen, Autor der Vita Christi, hielt sich dort zeitweise auf (1348-1358). Eigene Verfassung der Kartäuser. Im 16. Jahrhundert brachte die Kartause dem Straßburger Protestantismus starken Widerstand entgegen. Sie wurde zwischen 1592 und 1601 aufgehoben.
Molsheim: 1558 von den aus Straßburg verjagten Kartäusern mit der Unterstützung des Bischofs von Straßburg gegründet. Die Kartause nahm ausgehend von der bischöflichen Stadt Molsheim bis zur Französischen Revolution an der katholischen Reform Teil.
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