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Die territorialen Zentren am Oberrhein um 1350 und um 1400

Eigenschaften

Autor und Institut Bettina Fürderer, Universität Freiburg im Breisgau
Historische Zeiträume Hoch- und Spätmittelalter
Themen Machtträger - Territorien
CartographeJean-Philippe Droux, ARCHMIEDE, CNRS
SkalaOberrhein/Fossé rhénan
Entstehungsdatum2010
Datum der letzten Änderung2010
QuelleCarte originale
Diese Karte zitierenBettina Fürderer, « Die territorialen Zentren am Oberrhein um 1350 und um 1400 », in Atlas historique d'Alsace, www.atlas.historique.alsace.uha.fr, Université de Haute Alsace, 2010

Erläuterungen zur Karte

Die territorialen Zentren am Oberrhein um 1350 und um 1400

Territoriale Heterogenität charakterisierte die Oberrheinregion im Spätmittelalter. Ausgedehnte Besitzkomplexe beiderseits des Rheins besaßen die Herzöge von Österreich im Süden und die Bischöfe von Straßburg im Norden. Eine Reihe größerer und kleinerer Dynasten wie die Markgrafen von Baden und Hachberg, die Herren von Rappoltstein, Lichtenberg und Geroldseck aber auch die niederadlige Familie von Fleckenstein verfügten über zum Teil recht umfangreichen territorialen Besitz im Elsass, in der Ortenau und im Breisgau. An dem Erwerb von Herrschaftsgütern waren aber auch die Freien Städte Straßburg und Basel interessiert, um auf diese Weise ihr politisches und ökonomisches Potential zu steigern. Eine vergleichbare unabhängige Position im regionalen Machtgefüge konnten die im Elsass, im Breisgau und in der Ortenau gelegenen Reichsstädte nicht erringen; die rechtsrheinischen Reichsstädte Offenburg, Gengenbach und Zell sowie Breisach und Neuenburg gelangten gar dauerhaft in fürstlichen Pfandbesitz.

Diese Karten vermitteln einen Überblick über den Besitzstand der wichtigsten Herrschaften am Oberrhein um 1350 und um 1400. Kartiert wurden die in den Quellen fassbaren territorialen Zentren - Städte und Amtssitze unterschiedlicher Herkunft und rechtlicher Qualität (Vogteien, Allod, Lehen und Pfandschaften) -, sofern sie nicht durch Lehensvergabe oder Verpfändung langfristig der Verfügungsgewalt der jeweiligen Territorialherren entzogen waren, wie zum Beispiel die im Habsburgischen Urbar von 1303 noch verzeichneten österreichischen Besitzungen im Weilertal. Auf weitere Differenzierungen im Hinblick auf die verschiedenen Linien einer Familie wurde verzichtet, auch wenn sich aus den Herrschafts- und Erbteilungen - wie bei den Markgrafen von Hachberg - dauerhaft eigenständige Herrschaftskomplexe entwickelten. Die edelfreien und niederadligen Familien, die nur über eine begrenzte territoriale Machtbasis verfügten, jedoch im Dienst des Reichs oder der Herrschaft von Österreich Macht und Einfluss in der Region gewinnen konnten wie die Herren von Ochsenstein, wurden nicht berücksichtigt.

Durch temporäre Veräußerungen in Form von Pfandgeschäften variierte der disponible territoriale Besitz der einzelnen Herrschaften erheblich. So gelangte beispielsweise der rechtsrheinische Stützpunkt des Bischofs von Basel, die Feste Istein, Mitte der 1380er Jahre in die Hände der Herzöge von Österreich, die sie jedoch bald darauf weiterverpfändeten. Obwohl der Bischof den Bürgern von Basel in jener Zeit gestattete, das hochstiftische Olten aus dem Pfandbesitz der Herzöge zu lösen, konnten sich die Fürsten noch über zwei Jahrzehnte im Besitz der Stadt behaupten. Oftmals behielten sich die Pfandgeber jedoch Nutzungsrechte vor wie die Öffnung befestigter Plätze im Kriegsfall oder die Verfügung über die an das Pfandobjekt gebundene Lehensmannschaft wie im Fall der österreichischen Stadt Rougemont, welche ein halbes Jahrhundert im Pfandbesitz der Grafen von Habsburg verblieb. Der Prozess der Entfremdung von Herrschaftsgütern verstärkte sich im ausgehenden 14. Jahrhundert; von dieser Entwicklung profitierten nicht zuletzt Straßburg und Basel, die Städte und Festen der benachbarten Territorialherren, insbesondere der Bischöfe von Straßburg und Basel, in ihren Besitz brachten. So erwarb die Stadt Basel die hochstiftischen Städte und Festen Kleinbasel (1386), Liestal, Waldenburg und Homberg (1400) sowie Olten (1407), während die Stadt Straßburg in den Jahren 1406 bis 1417 gar an der Verwaltung der Güter des überschuldeten Straßburger Hochstifts partizipierte.

Die im Verlauf der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu beobachtende Konzentration territorialen Besitzes war jedoch nicht nur die Folge gezielten Pfanderwerbs. Nach dem Tod des letzten Herrn von Üsenberg beanspruchten die Herzöge von Österreich die Städte und Festen Endingen, Kenzingen und Kürnberg im Breisgau als heimgefallene Lehen, sie übernahmen im Jahr 1368 auch die Stadtherrschaft über Freiburg, nachdem sich die Stadt von ihrem Herrn, dem Grafen von Freiburg, freigekauft hatte. Der Verlust ihres Herrschaftsmittelpunkts konnten die Grafen von Freiburg in der Folgezeit kaum durch die Übernahme der Herrschaft Badenweiler kompensieren, zumal die Festen Lichteneck und Nimburg in weiblicher Erbfolge den Grafen von Tübingen zugefallen waren. Hochverschuldet mussten die Grafen von Freiburg zuletzt auch Badenweiler den Herzögen von Österreich abtreten (1398/1399). Vorübergehend traten aber auch neue Kräfte am Oberrhein in Erscheinung wie der schwäbische Adlige Hans von Lupfen, ein Gefolgsmann der Herzöge von Österreich, der durch die Heirat einer Rappoltsteinerin und die Übertragung der Festen Hohenack und Hohlandsburg zu einem Stützpunkt im Elsass gelangte.

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