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Die Grenzen des Elsass im 7. Jahrhundert

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Erläuterungen zur Karte

Im Mittelalter unterliegt die Vorstellung von Grenzen dem symbolischen Bereich (man wirft beispielsweise einen Zweig in den Fluss, um seine politische Zugehörigkeit zu bezeugen) oder den natürlichen Gegebenheiten der Landschaft (ein Felsen, ein Apfelbaum, ein Fluss, ein Bauwerk). Die Grenze ist keine klare Grenzlinie, sondern ein relativ ungenau definiertes unbewohntes Gebiet aus Wäldern und Sümpfen. Die Begriffe, mit denen sie bezeichnet wird, variieren: marca, limes, terminus, fines, distinctio, etc. Das Bestreben, Grenzen abzustecken und zu kartographieren geht Hand in Hand mit dem Aufbau politischer Macht einher und dies sowohl auf lokaler als auch auf regionaler Ebene. Ein Gebiet, das von einem Machtträger, wie beispielsweise einem weltlichen oder geistlichen Herrn, einer Stadt oder einem König beherrscht wird, wird von Menschen bewohnt, die derselben Gerichtsbarkeit unterstehen, dieselbe militärische Hilfe zu leisten und dieselben Abgaben zu entrichten haben. Als ab dem 14. Jahrhundert „Staaten“ entstehen, führte die „althergebrachte“ Gewohnheit, ein und demselben Fürsten zu gehorchen, dazu, Grenzen festzulegen.

Das Gebiet, das 1648 die Provinz Elsass wird, stand seit dem 7. Jahrhundert unter der Herrschaft der Franken. Diese errichteten eine erste Verwaltungsstruktur und unterstützten die Christianisierung durch Klostergründungen, welche zugleich wichtige Stützpunkte der nun merowingischen Herrschaft waren. Um 640 wurde der mächtigen burgundischen Familie der Etichonen für ungefähr ein Jahrhundert der Titel eines Herzogs der Elsässer zuteil. Die schriftliche Überlieferung gibt keine Auskunft darüber, wie die Herzöge ihre militärischen, administrativen und politischen Aufgaben ausübten. Zu einer ungefähren Eingrenzung des von ihnen kontrollierten Gebietes gelangen die Historiker vorwiegend durch archäologische Untersuchungen befestigter Orte. Die Herzöge sorgten zwischen diesen Orten für Frieden und unternahmen ausgehend von ihnen Strafexpeditionen. Die lange Entwicklung der Rechte der Herrscher, macht die relative Homogenität des Gebiets deutlich, was auch das Wirtschaftssystem der villa oder die Ortsnamen zum Ausdruck bringen. Seit den Arbeiten von René Bornert, die sich mit den Gründungen von Klöstern und Abteien befassen, ist es möglich, die monastische Vernetzung zu verstehen, die im 7. Jahrhundert mit dazu beigetragen hat, dass sich Herrschaften herausbildeten. Dennoch muss man bis in das 8. und 9. Jahrhundert warten, um ein genaueres Bild von Grenzen zu erhalten. Genauere Konturen erhielten diese durch die karolingische Verwaltung und die Gründungen von Abteien (Masevaux (Masmünster), Murbach, Hohenburg, Haslach, Hornau, Neuwiller (Neuweiler), etc.), die zu einem Gutteil vom Herrscher beschlossen oder zumindest von diesem unterstützt wurden.

Odile Kammerer, 2009

Übersetzung: Harald Sellner